Zwei Hände halten ein Handy und fotografieren eine Kollage aus Fotos von Gesellen- und Meisterstücken.
Handwerkskammer

Die Sieger beim Wettbewerb #zeigsallenZwei Handwerker haben es allen gezeigt

Gesellen- und Meisterstücke verdienen Applaus. Nicht nur als Prüfungsstück, sondern darüber hinaus. Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald hat mit dem Wettbewerb #zeigsallen eine Bühne geschaffen, auf der die schönsten Arbeiten noch einmal glänzen können. Die Sieger 2023 sind Ruben Maier und Cristof Nunes Botens. Sie erhielten für ihre Stücke die meisten Likes. Im Interview sprechen die beiden Handwerker über ihre Motivation, ihr Handwerk und ihre Pläne für die Zukunft.



Kontakt

Alexander Dirks

Leiter Geschäftsbereich Meisterprüfung

Tel. 0621 18002-140

Fax 0621 18002-3140

alexander.dirks--at--hwk-mannheim.de

Sieger in der Kategorie Gesellenstück: Ruben Maier

Das Gesellenstück von Ruben Maier ist eine Kommode, die mit aufwendigen Details überzeugt. Das Möbel hat nicht nur bei #zeigsallen die meisten Votes erhalten. Auch bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk konnte der junge Handwerker aus Eppingen den Sieg auf Kammerebene für sich einfahren.



Wie haben Sie von dem Wettbewerb erfahren und wieso haben Sie teilgenommen?

Ruben Maier: Ich habe Post erhalten, bei dem ein Flyer zum Wettbewerb beilag.

Wie haben Sie Werbung für Ihr Gesellenstück gemacht?

Ruben Maier: Ich habe die Kontakte in meinem Bekanntenkreis genutzt. Ich bin selbst in mehreren Vereinen aktiv und hab auch hier Werbung gemacht. Die meisten sind zwar auf Instagram unterwegs, doch gab es scheinbar auch genügend, die mich über Facebook unterstützen und abstimmen konnten.



War Ihnen von vornherein klar, was für ein Gesellenstück Sie anfertigen?

Ruben Maier: Mir war klar, dass ich entweder eine Kommode oder ein Sideboard entwerfe. Ein Schreibtisch war aufgrund der Größe schon raus. Ich konnte hier sehr frei arbeiten und meine Ideen verwirklichen und habe natürlich immer wieder mit meinem Ausbilder gesprochen.



Was ist besonders an Ihrem Gesellenstück? Haben Sie eine spezielle Technik angewandt und worauf haben Sie besonders viel Wert gelegt?

Ruben Maier: Ich wollte ein Stück anfertigen, das hochwertig aussieht und auch zeigt, wie viel Arbeit dahintersteckt. Es gibt viele Möbelstücke, die mit viel Aufwand hergestellt werden, aber dann doch "billig" wirken. Das wollte ich auf jeden Fall bei meinem Gesellenstück vermeiden und habe mich dann auch für unterschiedliche Materialien entschieden. Dabei natürlich auch auf Details, wie beispielsweise abgerundete Kanten, geachtet. Das Gesellenstück habe ich ohne CNC-Technik hergestellt. Quasi alles von Hand, mit kleineren Hilfsmitteln wie beispielsweise einer Tischfräse. Die Herstellung verlief also auf konventionelle Art.



Wie war der Bauprozess, an was erinnern Sie sich gerne oder auch nicht so gerne?

Ruben Maier: Ich habe bereits im Dezember mit meinen ersten Planungen angefangen und dann immer wieder den Plan verändert. Von der ersten Idee bis zum fertigen Gesellenstück verging daher viel Zeit und Arbeit. Erst habe ich mich entschieden, was mein Gesellenstück werden soll, dann ging es weiter mit der Wahl des Materials und wie es letztlich bearbeitet wird. Planung, Konstruktion, Fertigung – da steckt wirklich viel Arbeit drin.



Was war besonders herausfordernd?

Ruben Maier: Die Rundungen sehen zwar schön aus, aber waren gleichzeitig auch sehr herausfordernd. Gerade das Fixieren, nachdem Teile geklebt wurden, war bei dem Möbelstück nicht ganz einfach. Da gab es schon knifflige Momente, aber letzten Endes bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden.



Wussten Sie bereits während der Schulzeit, dass Sie ins Handwerk wollen?

Ruben Maier: Nein, ich hatte, um ehrlich zu sein, keinen Plan, was ich machen soll. In meinem Freundeskreis hatte ich einige, die eine Ausbildung als Zimmerer begonnen haben. Da mir Holz als Werkstoff schon immer zusagte, habe ich mich dann für eine Ausbildung zum Schreiner entschieden. Auch weil man privat etwas mit diesem Handwerk anfangen kann. 



Welche Pläne haben Sie in der Zukunft?

Ruben Maier: Ich studiere dual Holztechnik an der DHBW in Mosbach. Ich habe hier ein Start-up Unternehmen gefunden, das in Zukunft Holz-Häuser bauen will, die für jedermann erschwinglich sind. Was ich danach mache, weiß ich ehrlicherweise noch nicht. Ich weiß nur, dass ich in 20 Jahren nicht bereuen will, etwas nicht gemacht zu haben.



Handwerk und Social Media – wie passt das für Sie zusammen?

Ruben Maier: Das passt sehr gut zusammen. Ich gucke mir selbst öfter Videos von anderen Handwerkern an. Wenn die Videos spannend sind und zeigen, wie was funktioniert, finde ich das super.



Finden Sie, der Wettbewerb trägt dazu bei, das Image des Handwerks zu verbessern?

Ruben Maier: Ja, das finde ich schon. Handwerk sollte viel mehr gezeigt werden. Das steigert automatisch auch die Attraktivität.



Erinnern Sie sich zurück an Ihre Berufsorientierung – welche Tipps würden Sie jungen Menschen mit auf den Weg geben, die noch nicht genau wissen, wohin die Reise gehen soll.

Ruben Maier: Mich hat die Schule nie so richtig interessiert und gelernt habe ich auch nicht gerne. In der Ausbildung hat sich das dann verändert. Ich hatte ein Thema, das mich wirklich interessiert hat. Da macht Lernen dann auch viel mehr Spaß. Gut fände ich, wenn sich mehr Handwerksbetriebe auf Messen zeigen würden. Auch die Internetauftritte einiger Betriebe müssten überarbeitet werden. Viele sind zum Teil noch stark veraltet oder existieren erst gar nicht. Ich habe viel mit meinen Eltern über meine Zukunft gesprochen und habe hier auch manchmal Sachen zu hören bekommen, die mir nicht gefallen haben. Meine Eltern können mich aber gut einschätzen und haben mir so bei meiner Entscheidung geholfen.



Schreiner Ruben Maier neben dem Präsidenten der Handwerkskammer, Klaus Hofmann, der ihm zum Gewinn beim Wettbewerb #zeigsallen gratuliert
Handwerkskammer
Schreiner Ruben Maier neben dem Präsidenten der Handwerkskammer, Klaus Hofmann, der ihm zum Gewinn beim Wettbewerb #zeigsallen gratuliert.

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Sieger in der Kategorie Meisterstück: Cristof Nunes Botens

Etwas erreichen, was andere einem gar nicht zugetraut haben – das hat Cristof Nunes Botens geschafft. Der Brasilianer wollte unbedingt den Meister im Maler- und Lackiererhandwerk machen, allen Zweiflern zum Trotz. Er ist seinen Weg erfolgreich gegangen und hat gleich im Anschluss daran seinen Traum von der Selbstständigkeit verwirklicht und den Malermeisterbetrieb Nunes Botens in Heddesheim gegründet. Das sagt der Sieger in der Kategorie der Meisterstücke von #zeigsallen:

Von Brasilien in die Rhein-Neckar-Region: Wie haben Sie es geschafft innerhalb von 10 Jahren die Sprache zu lernen und die Ausbildung und Meisterprüfung zu meistern?

Cristof Nunes Botens: Ich wollte ursprünglich Architektur studieren, aber habe mich dann doch für eine Ausbildung mit anschließender Meisterprüfung entschieden. Dieser Weg war für mich erfolgversprechender, insbesondere aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten. Es war kein einfacher Weg, aber ich bin glücklich, dass ich es geschafft habe.



Wie haben Sie von dem Wettbewerb erfahren und wieso haben Sie teilgenommen?

Cristof Nunes Botens: Ich folge der Handwerkskammer auf Facebook und habe hier auch vom Wettbewerb erfahren.



Wie haben Sie Werbung für Ihr Meisterstück gemacht?

Cristof Nunes Botens: Ich habe meinen gesamten Bekanntenkreis angeschrieben und auch viele unter meinem Foto verlinkt. Ich wollte allen zeigen, was mit meinem Handwerk möglich ist.



Was macht Ihr Meisterstück so besonders? Welche Arbeiten waren am schwierigsten und worauf sind Sie am meisten stolz?

Cristof Nunes Botens: Mein Meisterstück besteht aus unterschiedlichen Techniken. Hier musste ich immer wieder auf Kleinigkeiten und Details achten. Bis auf die Schrift waren alle Teile herausfordernd. In meinem Meisterstück habe ich auch eine persönliche Note eingebracht – nämlich den Namen meines Sohnes – als Schriftzug.



Haben Sie viele Rückmeldungen zu ihrem Meisterstück erhalten? Haben Sie die Vielzahl   an Reaktionen erwartet?

Cristof Nunes Botens: Ich wollte mit meinem Meisterstück zeigen, was möglich ist. Mir haben viele nicht zugetraut, dass ich die Meisterprüfung schaffe, gerade weil ich sprachliche Schwierigkeiten hatte. Dies habe ich allerdings als zusätzliche Motivation gesehen, meinen Meistertitel zu erreichen. Mit meinem Meisterstück konnte ich allen zeigen, dass ich es geschafft habe.



Hat der Wettbewerb dazu beigetragen, dass Ihr Umfeld den Wert Ihres Handwerks stärker wahrgenommen hat?

Cristof Nunes Botens: Ich habe mich in diesem Jahr selbstständig gemacht und viele haben mich vor dem Risiko der Selbstständigkeit gewarnt. Ich finde aber, dass man etwas riskieren muss, um weiterzukommen. Ich habe viele Reaktionen auf mein Foto erhalten und bin stolz es allen gezeigt zu haben.



Was hat Sie dazu bewegt, die Meisterprüfung zu absolvieren?

Cristof Nunes Botens: Ich wollte mich selbstständig machen, um auch mehr Freiheiten für mich und meine Familie zu haben. Mit guter Arbeit findet man schnell Kunden. Seit August 2023 bin ich selbstständig und habe bereits mehrere Kunden, die mir weitere Aufträge geben, weil ich meine Arbeit gut mache.



Geben Sie uns eine persönliche Einschätzung, wie das Handwerk attraktiver für junge Menschen werden kann, die sich beruflich orientieren?

Cristof Nunes Botens: Ich finde, es kommt auf den Umgang mit den Jugendlichen an. Es ist immer ein Geben und ein Nehmen. Wenn die Kommunikation stimmt und man freundlich und nett mit Kollegen, Auszubildenden und Kunden umgeht, dann wird das Handwerk automatisch attraktiver.



Welche Pläne haben Sie in der Zukunft?

Cristof Nunes Botens: Mir einen guten Kundenstamm aufzubauen und meine Kunden mit meiner Arbeit weiter zufriedenzustellen. Gleichzeitig auch ausreichend Zeit mit meiner Familie verbringen zu können.



Maler- und Lackierermeister Cristof Nunes Botens neben dem Präsidenten der Handwerkskammer, Klaus Hofmann, der ihm zum Gewinn gratuliert
Handwerkskammer
Maler- und Lackierermeister Cristof Nunes Botens entschied die Kategorie der Meisterstücke beim Wettbewerb #zeigsallen für sich. Kammerpräsident Klaus Hofmann überreichte Urkunde und Gewinn.

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