Exakt ein Jahr ist es her. Anfang April starteten 16 Haushalte in Goritschach, Gemeinde Finkenstein, ein ehrgeiziges Projekt. Sie gründeten eine Energiegemeinschaft, produzieren seitdem gemeinsam grünen Strom und wollten Kosten sparen. Nun zog diese "Erneuerbare Energiegemeinschaft" (EEG) eine erste Bilanz. "Und die fällt sehr positiv aus", verrät Matthias Nadrag, treibende Kraft hinter dem Projekt.

Die Goritschacher sind quasi Strompioniere, waren eine der ersten zehn EEGs österreichweit. "Wir haben eine 140 Quadratmeter große Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Wirtschaftsgebäudes mitten im Dorf errichtet", erzählt Nadrag. "Durch die gemeinschaftliche Nutzung und die verschiedenen Lastprofile kommen wir auf eine sehr gute Auslastung der Anlage."

Der Unterschied an einem Beispiel erklärt: "Bei einer eigenen PV-Anlage ohne Speicher liegt der Eigenverbrauch bei rund einem Drittel", erklärt Nadrag, der sich hauptberuflich mit dem Thema Energie beschäftigt. "Bei der EEG verbrauchen wir hingegen zwei Drittel des erzeugten Stroms selbst." Was die teilnehmenden Haushalte bares Geld sparen lässt. Im ersten Jahr der Gemeinschaftsnutzung waren es gesamt rund 5000 Euro. "Weil bei anderen Stromanbietern rund 25 bis 30 Cent/kWh anfallen, wir aktuell intern aber nur 10 Cent verrechnen", erklärt Nadrag.

Künftig nur noch 1 Cent/kWh

Künftig wird sich die EEG noch mehr ersparen. "Mit diesen 10 Cent/kWh und den Erlösen aus dem Einspeisen des restlichen erzeugten Drittels Strom an die ÖMAG refinanzieren wir die Anschaffungskosten der Anlage." Was in rund fünf Jahren geschafft sein sollte. "Dann kostet der Strom in unserer EEG nur noch 1 Cent/kwH", sagt Nadrag, der auf ein wichtiges Detail hinweist: "Die große Ersparnis bringt das Optimieren des Stromverbrauchs. Darum geht es in erster Linie – und nicht um Erlöse für das Einspeisen des Überschusses." Die sind gut, der Marktpreis ist aber starken Schwankungen unterworfen. "Aktuell liegt er bei 14 Cent/kWh."

"Ich rechne aber mit einem Sinken", meint Nadrag. "Je mehr PV-Anlagen es gibt, desto mehr speisen zur gleichen Zeit ein, desto weniger wird der Überschuss zu gewissen Tageszeiten wert sein."

Eine App hilft beim Strom sparen

Matthias Nadrag (links), Gerd Kollmann und ihre enixi-App
Matthias Nadrag (links), Gerd Kollmann und ihre enixi-App © KK

Beim Optimieren des Stromverbrauchs – nicht nur für EEGs, sondern für jeden Nutzer – hilft die App "enixi", die Nadrag entwickelt hat. "Vereinfacht erklärt, ist es eine Smart Meter App für ganz Österreich, über alle Energielieferanten hinweg. So etwas gibt es noch nicht."

Mit der App hat Nadrag viel vor: "Weil die Strompreisbremse nicht treffsicher ist, habe ich ein österreichweites Projekt gegen die Energiearmut in Vorbereitung. Künftig sollen Überschüsse an die Ärmsten weitergeleitet werden, die sich den Strom nicht leisten können."