Demos für Seenotrettung

Am Wochenende forderten Tausende Menschen in deutschen Städten eine humanere Asylpolitik

Mehr als 300 Menschen haben am Sonntag in Hamburg für die ungehinderte Rettung der Flüchtlinge auf dem Mittelmeer demonstriert. Gefordert haben die Demonstranten unter anderem sichere Häfen für die Aufnahme der Flüchtlinge der zivilen Rettungsschiffe, ein Ende der Zusammenarbeit mit der libyschen Küstenwache und sichere Fluchtwege nach Europa. Der Demonstrationszug startete an den Landungsbrücken und führte über St. Pauli zum Fischmarkt Altona. Aufgerufen zum Protest hatten unter anderem Flüchtlingsrat, SOS Méditerranée, Hamburg-Asyl, Sea-Eye, Sea-Watch und die Seebrücke.

In mehreren deutschen Städten wurde am Wochenende für eine Unterstützung der zivilen Seenotrettung auf dem Mittelmeer und ein europäisches Seenotrettungsprogramm demonstriert. Die meisten Demos fanden bereits am Samstag statt. Die Hamburger Demo war wegen des Umzugs zum Christopher Street Day am Sonnabend auf den Sonntag verlegt worden.

Bundesweit gab es nach Angaben des Bündnisses Seebrücke 15 Kundgebungen mit insgesamt mehreren tausend Teilnehmern. „Wir wollen uns nicht an das Sterben im Mittelmeer gewöhnen“, erklärte Marielle Hettich von Seebrücke. Die Europäische Union müsse sichere und legale Fluchtwege sicherstellen. In Berlin versammelten sich am Sonnabend unter dem Motto „Seenotrettung ist #unverhandelbar“ rund 150 Menschen in der Nähe des Bundestages und des Bundeskanzleramtes.

Während Menschen in Deutschland für zivile Seenotrettung auf die Straße gingen, haben am Wochenende zwei private Seenotrettungsschiffe gerettete Menschen an Land gebracht. Am Samstag erreichte die „Sea-Watch 3“ mit 257 Flüchtlingen an Bord nach tagelangem Warten den Hafen von Trapani. Die „Ocean Viking“ mit noch 549 Geretteten an Bord bekam am selben Tag ebenfalls einen Hafen auf Sizilien zugewiesen, wie die Betreiberorganisation SOS Méditerranée mitteilte.

Das Mittelmeer gehört zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettung für Migranten aus Afrika, die auf der Überfahrt nach Europa in Seenot geraten. Einzig private Organisationen halten mit verschiedenen Schiffen Ausschau nach gefährdeten Menschen. In diesem Jahr sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits mindestens 1.195 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen.