Neues F1-Werksteam ab 2026
Audi bestätigt Sauber-Übernahme

Wie erwartet wird Audi 2026 nicht nur als Motorenhersteller in die Formel 1 einsteigen, sondern mit einem eigenen Werksteam. Um keinen eigenen Rennstall aufbauen zu müssen, übernimmt der Ingolstädter Konzern die Sauber-Fabrik in Hinwil.

Audi-F1-Auto 2022
Foto: Audi

Das Formel-1-Projekt von Audi nimmt konkrete Formen an. Schon während des Grand-Prix-Wochenendes in Spa-Francorchamps Ende August hatte der Autobauer den Einstieg in die Königsklasse als Motorenhersteller bestätigt. Am Mittwoch (26.10.) folgte nun der zweite Schritt. Die Verantwortlichen gaben bekannt, dass man sich mit dem Sauber-Rennstall als strategischem Partner zusammenspannt.

Dabei handelt es sich aber nicht einfach um eine Kooperation zweiter getrennter Firmen. Audi plant nach Informationen von auto motor und sport die Mehrheit des Schweizer Unternehmens zu kaufen. Die Kauf von 75 Prozent der Aktien soll in demnach in drei Schritten von je 25 Prozent pro Jahr erfolgen. Das wollte Audi bei der Bekanntgabe so aber noch nicht offiziell bestätigen. Die VW-Tochter sprach lediglich von Plänen, einen Anteil von Sauber zu übernehmen.

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Klar ist aber, dass der Schweizer Traditionsrennstall nach Abschluss der Übernahme ab der Saison 2026 als Audi-Werksteam an den Start gehen wird. Bis zum Ende des Jahres 2023 trägt Sauber in der Königsklasse noch die Farben seines Titelsponsors Alfa Romeo. Ob die Autos in den Übergangsjahren 2024 und 2025 wieder den alten Namen des Firmengründers tragen, wollten die Verantwortlichen noch nicht kommunizieren.

Audi-Präsentation - Formel 1 - GP Belgien - Spa-Francorchamps - 26. August 2022
xpb
Am Rande des GP Belgien wurde der F1-Einstieg von Audi offiziell gemacht.

Macht es Audi besser als BMW?

Sauber kann bereits auf mehr als 30 Jahre Wettbewerbserfahrung zurückblicken. Eine Übernahme durch einen deutschen Autobauer ist dabei für den Rennstall aus Hinwil nichts Neues. Von 2006 bis 2009 stand das Team unter der Führung von BMW. Die Hochzeit mit den Münchnern führte trotz massiver finanzieller Investitionen nur zu einem einzigen Grand-Prix-Sieg. Ohne den angepeilten WM-Titel führte schließlich die Finanzkrise zur vorzeitigen Trennung.

Bei Audi hofft man, dass die eigene Ehe mit dem Sauber-Rennstall länger hält und am Ende auch zu mehr Erfolgen führt. Dabei helfen soll auch der 2021 eingeführte Budget-Deckel, der für mehr Chancengleichheit sorgt und die Kosten in Grenzen hält. Schon in der aktuellen Saison ist sportlich ein Fortschritt zu erkennen. Nach Rang neun im Vorjahr steht das Team aktuell auf Platz sechs der Konstrukteurswertung.

Die Verantwortlichen sind überzeugt vom Potenzial der neuen Kooperation: "Wir freuen uns, für unser ambitioniertes Formel-1-Projekt einen derart erfahrenen und kompetenten Partner gewonnen zu haben", sagte Technik-Vorstand Oliver Hoffmann. "Wir kennen die Sauber Group mit ihrem hochmodernen Standort und erfahrenen Team schon von früheren Kooperationen und sind überzeugt, dass wir gemeinsam ein starkes Team bilden werden."

Audi kennt Sauber-Infrastruktur

Audi nutzte bereits während der erfolgreichen Le-Mans-Epoche und bei der Entwicklung des Class-1-Tourenwagens für die DTM regelmäßig den Windkanal von Sauber. Auch auf Schweizer Seite freut man sich bereits auf die neue Ehe: "Audi ist der beste Partner für die Sauber Group", erklärte der schwedische Noch-Sauber-Eigner Finn Rausing, der sich normalerweise nur sehr selten öffentlich äußert. "Es ist deutlich, dass beide Unternehmen die selben Werte und die selbe Vision haben."

Obwohl das neue Werksteam erst 2026 an den Start geht, läuft das Projekt hinter den Kulissen bereits seit März auf vollen Touren. Die Power Unit wird am Standort der eigens gegründeten Audi Formula Racing GmbH in Neuburg an der Donau entwickelt. An dem neuen V6-Turbo arbeiten aktuell 120 Mitarbeiter. Im Laufe des nächsten Jahres soll die Belegschaft auf 300 Angestellte aufgestockt werden.

Auch in Bezug auf Gebäude und technische Infrastruktur soll der Ausbau des Standorts in Neuburg schon 2023 stehen. Wie für den Rest des Autos gibt es übrigens auch für die Motoren ab nächster Saison einen Budget-Deckel. Als Neuling darf Audi für die Jahre 2023 bis 2025 insgesamt 25 Millionen US-Dollar mehr ausgeben als die etablierten Triebwerkslieferanten.

F1-Auto 2021 - Windkanal - 2019
FOM
Der Windkanal bei Sauber in Hinwil ist State of the Art. Hier haben die F1-Verantwortlichen auch die offiziellen Versuche mit dem Auto-Konzept für 2022 durchgeführt.

Erste Testrunden schon 2025

Grundvoraussetzung für den Audi-Einstieg war, dass die Antriebe ab 2026 noch effizienter sein werden als heute. Der elektrische Antrieb leistet dann annähernd so viel wie der Verbrennungsmotor, der auf 400 kW (544 PS) kommt. Der neue Formel-1-Motor wird mit CO2-neutralem synthetischen Kraftstoff angetrieben.

Sauber wird am Standort in Hinwil wie bisher das Einsatzfahrzeug entwickeln und produzieren. Dort baut man auch das Getriebe selbst. Sauber wird auch für die Vorbereitung und Durchführung der Renneinsätze zuständig sein. Laut Audi steht der Plan für die ersten Testrunden bereits fest. 2025 soll die neue Power Unit erstmals in einem Formel-1-Versuchsträger auf der Strecke unterwegs sein.

Der aktuelle Sauber-Teamchef Frederic Vasseur hat hohe Erwartungen an den Neustart: "Das ist ein wichtiger Schritt für unser Team auf dem Weg an die Spitze der Startaufstellung. Offizielles Werksteam von Audi zu werden, ist nicht nur eine Ehre und eine große Verantwortung: Es ist die beste Option für die Zukunft, und wir sind fest davon überzeugt, dass wir Audi helfen können, die Ziele zu erreichen, die sie sich für ihren Weg in die Formel 1 gesetzt haben."

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AUTO MOTOR UND SPORT 09 / 2024
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