Den Entscheidern bitte nicht zu nahe kommen! / dpa

Bürgerräte und direkte Demokratie - „Es gibt einen Graben zwischen Bevölkerung und Parlament“

Der Verein „Mehr Demokratie“ ist Teil einer Bietergemeinschaft, welche die Bildung von Bürgerräten auf Bundesebene vorbereiten und begleiten soll. Im Interview erklärt Bundesvorstandssprecherin Claudine Nierth die Chancen, Hürden und Risiken des Vorhabens.

Autoreninfo

Ben Krischke ist Leiter Digitales bei Cicero, Mit-Herausgeber des Buches „Die Wokeness-Illusion“ und Mit-Autor des Buches „Der Selbstbetrug“ (Verlag Herder). Er lebt in München. 

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Claudine Nierth ist Bundesvorstandssprecherin von „Mehr Demokratie“. Der Verein hat als Teil einer Bietergemeinschaft jüngst den Zuschlag erhalten, in den kommenden Wochen gemeinsam mit der Bundestagsverwaltung die Sitzungen des ersten Bürgerrates nach der Sommerpause 2023 des Bundestages vorzubereiten und zu begleiten. Laut Bundestagspräsidentin Bärbel Bas soll mit der Hilfe von Bürgerräten „die parlamentarische Demokratie gestärkt und mehr Teilhabe ermöglicht“ werden. Allerdings gibt der Bundestag die Themen vor – und die Ergebnisse sind nicht bindend. 

Frau Nierth, Sie sind Bundesvorstandssprecherin von „Mehr Demokratie“. Mal zur Einordnung: Was genau sind denn die Ziele Ihres Vereins? 

Unser Verein ist eine NGO, die sich seit 30 Jahren für direkte Demokratie und Bürgerbeteiligung einsetzt. In Deutschland sind wir klar die größte Organisation dieser Art, vielleicht sogar weltweit; das sei einmal dahingestellt. Wir treten ein für Bürgerbeteiligung über direkte Demokratie, sprich Bürgerbegehren, Bürgerentscheide in den Kommunen und auf Landesebene. Unser großes Ziel ist ein bundesweiter Volksentscheid, also eine Regelung, wie wir sie bereits in den Ländern haben. Außerdem kümmern wir uns noch um Themen wie Wahlrecht, Transparenzrecht und ein bisschen auch Lobbythemen. Jüngst sind noch die Bürgerräte hinzugekommen.  

Wir haben ein gewähltes Parlament. Warum also mehr direkte Demokratie? 

Wir haben in Deutschland zwar einen starken Parlamentarismus, aber wir sagen: Wir brauchen auch die direkte Demokratie. Nicht als konkurrierendes, sondern als ergänzendes Element. Wo Elemente der direkten Demokratie bereits stark etabliert sind, auf kommunaler Ebene und Landesebene, ergänzen sich beides – Parlamentarismus und direkte Demokratie – bereits sehr gut. Baden-Württemberg ist hier zurzeit Vorbild, wo sich das Parlament auf Bürgerräte beruft und politische Entscheidungsprozesse insgesamt einhergehen mit direkter Demokratie. 

Ich erreiche Sie gerade in der Schweiz, wo direkte Demokratie ein selbstverständlicher Teil politischer Aushandlungsprozesse ist. Daran gibt es aber auch immer wieder Kritik. Was soll Ihrer Meinung nach denn im Rahmen direkter Demokratie entschieden werden? 

Im Grunde sagen wir, dass fast alle Themen, die auch im Parlament behandelt werden, zugänglich sein müssen für die direkte Demokratie. Dafür gibt es auch Eingangshürden: Jedes Volksbegehren in Deutschland muss ja erstmal die nötige Zahl an Unterschriften zusammenkriegen, um zu zeigen, dass es sich tatsächlich um ein relevantes Thema handelt. Das muss dann auch verfassungskonform sein und wird geprüft. Manchmal kommen die nötigen Unterschriften auch nicht zusammen oder man findet im Vorfeld eine Einigung mit dem Parlament. Ich persönlich habe fünf Volksbegehren initiiert, drei davon sind nicht zum Volksentscheid gekommen, weil man vorher gute Kompromisse mit der jeweiligen Regierung gefunden hat. 

Wieviel direkte Demokratie ist denn zu viel direkte Demokratie? 

Wir wissen, dass weit über 99 Prozent aller Entscheidungen in den Parlamenten getroffen werden. Und das soll auch so bleiben. Uns geht es um wesentliche Entscheidungen, die oft Richtungsentscheidung sind. Grundsatzentscheidungen also, wo die Initiative aus der Bevölkerung kommt oder das Parlament das Bedürfnis hat, noch weitere Stimmen zu hören. Von einer Regelmäßigkeit der direkten Demokratie wie in der Schweiz sind wir derzeit weit entfernt, aber es ist schon interessant, dass in Baden-Württemberg zum Beispiel jeder zweite Bürger bereits an solchen Beteiligungsformaten teilgenommen hat. Das belebt die Demokratie. Auch, weil man sich mit gewissen Themen stärker befasst, wenn man nach seiner Meinung gefragt wird. 

Nun befinden wir uns ja im Zeitalter der Digitalisierung. Damit einher geht auch die Bildung von Filterblasen in den sozialen Medien, wo jeder die Desinformation findet, die er sucht. Wie gehen wir denn damit um, dass es in der Folge zu falschen Entscheidungen bei direkter Demokratie kommt, weil die Leute schlecht oder falsch informiert sind? 

Momentan ist es in Deutschland so geregelt, dass vor jeder Abstimmung jeder Haushalt eine Informationsbroschüre bekommt, die unabhängig ist von den offiziellen Informationen, etwa aus den Medien. Darin werden die Anteile von Pro und Contra dargestellt. Ich sage mal: Das ist bei weitem ausbaufähig. In Kalifornien zum Beispiel bekommen Sie eine dicke Broschüre, in der alle Informationen passgenau aufbereitet sind: von einfacher Sprache über Bildersprache bis zu Sprache auf Akademikerniveau. Und in der Schweiz gibt es eine Selbstverpflichtung seriöser Medien, die ganzseitige Artikel mit Pro und Contra drucken. Da brauchen wir noch mehr Informationskultur in Deutschland. 
 

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Aber: Ich denke, es ist – und hier leite ich auch mal über zu den Bürgerräten – durchaus sinnvoll, diese mit Volksabstimmungen zu verknüpfen, weil das bei einer Volksabstimmung zu einem schwierigen Thema Sinn macht. Es kann nämlich sein, dass die Initiatoren die auszuhandelnde Frage sehr zugespitzt haben; ähnlich wie jüngst in Berlin. Was wäre denn gewesen, wenn man da einen Bürgerrat vorgeschaltet hätte vor diese Abstimmung und gesagt hätte: So, die und die Schwierigkeiten gibt es und diese oder jene Problematik. Dann hätte ein Bürgerrat nach der Klärung der entscheidenden Fragen Empfehlungen abgeben können. Denn das wäre ein Gremium gewesen, das alle Informationen bekommen und alle Fragen hätte stellen können. 

Wobei ich jetzt sagen würde, dass Berlin ein sehr gutes Beispiel ist, dass direkte Demokratie auch ohne Bürgerräte funktioniert. Schließlich waren die Ziele des „Klimaentscheids“ unrealistisch, und das Vorhaben ist zu Recht gescheitert. Wie bewerten Sie denn den Ausgang dieses Volksentscheids? 

Ich glaube schon, dass das sehr hoch gesteckte Ziele waren. Wobei, soweit ich die Initiative verstanden habe, wurde gesagt: Wir orientieren uns am Pariser Klimaabkommen. Das hat Deutschland unterzeichnet. Und wenn wir das erreichen wollen, dann müssen wir solche hochgesetzten Ziele machen, sonst lügen wir uns in die eigene Tasche. Aber ich glaube auch, dass das Ergebnis zeigt, dass es hier eine gewisse Überforderung der Bevölkerung gab. Nichtsdestoweniger hat die Diskussion um den „Klimaentscheid“ gezeigt, dass so eindeutig die Meinung in der Bevölkerung nicht ist. Der Erfolg dieses Volksentscheids ist, dass zumindest über das Thema diskutiert wird. Das hat Bewusstsein für viele Fragen geschaffen: Welche Ziele können wir denn erreichen? Was ist realistisch? Was müssen wir überhaupt erreichen? Und wie ernst nehmen wir das Thema Klimaschutz eigentlich? 

Ihr Verein hat als Teil einer Bietergemeinschaft jüngst den Zuschlag bekommen, Bürgerräte im Auftrag des Deutschen Bundestages zu organisieren. Nochmal konkreter: Wofür brauchen wir denn bitte einen Bürgerrat? 

Wir haben auf Bundesebene außer den Wahlen keine andere Bürgerbeteiligung im Sinne direkter Demokratie. Und wir merken, dass es durchaus einen Graben gibt zwischen Bevölkerung und Parlament. Nun waren wir auch skeptisch, ob Bürgerräte ein angemessenes Format sind. Dann sind wir nach Irland gefahren und haben uns angesehen, wie das dort gemacht wird. Irland ist hier Vorreiter. Gerade bei Themen, an die sich die Fraktionen nicht herantrauen. Darunter die Themen gleichgeschlechtliche Ehe und das Abtreibungsrecht, die in einem katholischen Land wie Irland besonders kontrovers diskutiert werden. 

Die positive Überraschung war, dass sich die Bürger in Irland anschließend tatsächlich sehr intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt haben. Zwei Drittel der beteiligten Bürger haben empfohlen, die gleichgeschlechtliche Ehe anzuerkennen und das Abtreibungsrecht ebenso. Anschließend wurde noch ein Referendum gemacht, weil derlei mit einer Verfassungsänderung einhergehen musste. Dieser Dreiklang Parlament, Bürgerräte und Referendum hat sehr gut funktioniert. Bürgerräte sind also gerade dann besonders sinnvoll, wenn es um Entscheidungen geht, die ethische Fragen berühren.

Man könnte auch einfach eine demoskopische Umfrage machen. 

Das Problem ist, dass man es hier meist mit Ad-hoc-Entscheidungen aus dem Bauch heraus zu tun hat. Wollen Sie heute lieber Marmelade essen oder Nutella? Bürgerräte haben zwei zentrale Vorteile: Der erste ist das Los, das unter anderem dazu führt, dass man auch Menschen erreicht, die unter Umständen überhaupt kein politisches Interesse haben. Das ist gut, weil man durch Bürgerräte auch an Alltagswissen kommt. Der zweite Vorteil ist, dass alle gelosten Bürger alle Informationen bekommen. 

In der Zusammenarbeit untereinander entsteht dann ein gewisser Gemeinsinn, der etwa dazu führt, dass man die eigene Position mehrmals hinterfragt. Die Politik hat hinterher auf jeden Fall ein Ergebnis, das in der Runde erarbeitet, diskutiert und über das am Ende abgestimmt wurde. Der einzelne Politiker bekommt dadurch einen zusätzlichen Eindruck. Er hat sich Expertenrunden angehört, die Meinung seiner Partei, die der Demoskopie und bekommt durch Bürgerräte auch noch ein ungefähres Bild, was der Querschnitt der Bevölkerung sagen würde, wenn ein halbes Jahr zum Thema diskutiert wurde. 

Gleichwohl ist nicht bindend, was ein Bürgerrat erarbeitet. Direkte Demokratie ist das nicht. 

Ja, hier wird auch die Grenze der Bürgerräte deutlich. Es gibt keine Umsetzungspflicht von Seiten der Politik. Aber die Politik ist sich dessen auch bewusst, genauso wie die Bürgerinnen und Bürger. Deshalb machen Bürgerräte nur Sinn, wenn die Empfehlungen ernst genommen werden. Das haben uns übrigens auch Teilnehmer solcher Bürgerräte bestätigt. Die sagen, das Wichtige ist nicht, dass alles eins zu eins umgesetzt wird. Aber wir wollen auf jeden Fall eine Rückmeldung haben: Was hat die Politik überhaupt mit den Ergebnissen gemacht? Sind die in der Schublade verschwunden? Wenn ja, warum? Welche Themen wurden aufgegriffen? Wie wurden diese umgesetzt? Da muss es unbedingt eine Rückkopplung geben. 

Das Prozedere für die neu zu schaffenden Bürgerräte soll wie folgt aussehen: Der Deutsche Bundestag beschließt die Einsetzung eines Rates mit 160 gelosten Mitgliedern zu einem bestimmten Thema und stellt ihm Experten zur Seite. Da drängen sich mir gleich mehrere Fragen auf: Warum 160 Personen? Und wie muss das Losverfahren gestaltet sein, um überhaupt eine – wenn auch nicht im wissenschaftlichen Sinne – repräsentative Zusammensetzung zu erhalten? 

Wichtig ist, dass versucht wird, den Querschnitt der Bevölkerung zu spiegeln. Aus den einzelnen Melderegistern wird dafür mithilfe eines Zufallsalgorithmus ein Datensatz gezogen. Die Personen werden anschließend angeschrieben und eingeladen, am Bürgerrat teilzunehmen. Was machen Sie, wenn Sie so einen Brief bekommen? Vielleicht wundern Sie sich, Sie nehmen ihn ernst oder Sie schmeißen ihn weg. Jetzt hat man also eventuell die Problematik, dass unter den Rückläufern Menschen mit niedrigen Schulabschlüssen weniger vertreten sind. Da hilft dann nur „aufsuchende Beteiligung“: Da muss man dann wirklich in die Quartiere gehen oder wenigstens hinterhertelefonieren, um zu erklären, warum es absolut wichtig ist, dass gerade diese Person teilnimmt. 

Deshalb haben wir uns als Verein überhaupt erst beworben für diese Ausschreibung. Wir sind ja noch in der weiteren Erprobung des Modells. Wir haben aktuell eine Vorstellung, wie diese Bürgerräte gut funktionieren könnten. Jetzt müssen wir das Element weiter erproben und sehen, ob das überhaupt Sinn macht für Politik und Bevölkerung. Dass es übrigens genau 160 Personen sind, hat mit den Bundesländern und damit zu tun, dass das eine Größe ist, die noch gut handelbar ist. Man hätte auch 180 Personen oder weniger nehmen können. 

Claudine Nierth
Claudine Nierth / picture alliance

Über einen Punkt bin ich besonders gestolpert. Und zwar darüber, dass den Bürgerräten Experten zur Seite gestellt werden. Während der Corona-Pandemie haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Bundesregierung am liebsten auf Experten berufen hat, die ohnehin eine ähnliche Meinung wie die Regierenden vertreten haben.  

Da sprechen Sie etwas sehr Wichtiges an. Die Expertenauswahl ist immer ein brenzliger Punkt. Wer sind denn überhaupt die Experten? Müssen das immer Wissenschaftler sein? Welche Expertise braucht man überhaupt? Die Experten werden ausgewogen und parteiunabhängig ausgewählt und den Fraktionen vorgeschlagen. Die Politik stellt sich dann weitere Fragen, etwa, ob irgendeine Position noch fehlt. Und dann gibt es noch die goldene Regel, dass, wenn innerhalb eines Bürgerrates eine Expertise zu wenig vertreten ist, wo die Bürgerräte sagen, die hätten wir noch gerne, dann wird die nachträglich noch dazu genommen. 

Noch eine Frage zum Experten-Auswahlverfahren: Ich will Ihnen jetzt gar nichts unterstellen, aber: Sie selbst wurden im Jahr 2012 von den Grünen in Schleswig-Holstein zur Bundesversammlung entsandt. Daraus könnte man nun schlussfolgern, dass Sie bei der Expertenauswahl möglicherweise nicht unvoreingenommen sind. 

Ich werde die Experten nicht auswählen. Dafür sind die drei professionellen Durchführungsinstituten Nexus, Ifok und IPG zuständig, die Teil unserer Bietergemeinschaft sind. Wir von „Mehr Demokratie“ sind vor allem für die Organisation der Öffentlichkeitsarbeit für diesen Prozess mitverantwortlich. Schließlich muss es die Möglichkeit geben, dass zum Beispiel Sie als Journalist mit dabei sein können. Das muss organisiert werden. Und das ist auch unsere Aufgabe. 

Und jetzt zu Ihrer Frage wegen den Grünen: Es ist richtig, was Sie sagen. Aber ich bin kein Mitglied irgendeiner Partei, und ehrlich gesagt wüsste ich heute auch nicht, in welche Partei ich überhaupt wollen würde. Damals haben mich die Grünen tatsächlich in die Bundesversammlung geschickt, weil wir davor ein Volksbegehren zusammen gemacht haben – und zwar zur Erleichterung von Bürgerbegehren. Momentan sitzen die Grünen in der Regierung in Schleswig Holstein und drehen gerade genau das Gesetz, das sie damals beschlossen haben, zurück. Und ich bin gerade dabei, eine Volksinitiative in Schleswig-Holstein zu bilden, um das zu verhindern. Soviel zu den Grünen. Wir haben in der Vergangenheit übrigens immer wieder Bündnisse mit Parteien geschlossen: von den Piraten bis zur CSU. 

Eine weitere Schwachstelle scheint mir die Frage, wie die Themen überhaupt im Parlament zustande kommen, die dann an die Bürgerräte gegeben werden. 

Das ist ein weiteres Problem, ja. Wir haben im Parlament die Situation, dass, wenn eine Fraktion ein Thema vorschlägt, die andere gleich sagt: Moment, damit willst du dich doch nur profilieren! Dann gibt es den Fall, dass eine Partei ein bestimmtes Thema gerade überhaupt nicht diskutieren will, weil sie an der Regierung ist und dazu schon eine konkrete Idee hat, und so weiter. Ich sprach bereits über Irland. Dort kommt das Parlament – weshalb auch immer – deutlich schneller zu seinen Themen als hierzulande. Über 20 Themen hat das Parlament in Irland bereits an Bürgerräte delegiert. Die nächsten Themen werden die Drogenpolitik sein und die Biodiversität. Irland hat da so eine Alltagspraxis also schon entwickelt, und Deutschland muss erst mal beweisen, ob es das auch hinbekommt. 

Auch da stellen sich wieder viele Fragen: Wie sind denn die parlamentarischen Abläufe? Wie kommt das Parlament zum Thema? Muss das extern moderiert werden? Braucht es ein gutes Verfahren innerhalb des Bundestages, dass man sich da nicht verzettelt und das in die Machtmühlen der Fraktionen gerät? Die Themenauswahl und der Umgang des Parlaments mit den Ergebnissen des Bürgerrates sind die zwei großen Feuerproben, die das Element Bürgerräte in Deutschland erstmal überstehen muss. 

Ich befürchte, dass dann ausgerechnet die Themen, die die Leute wirklich umtreiben, nicht in den Bürgerräten behandelt werden: das Thema Migration zum Beispiel. Und man stattdessen Themen bestimmt, die vielleicht relevant sein mögen, aber eben nicht hochbrisant sind. 

Ich glaube, diese Befürchtung ist berechtigt. Baden-Württemberg greift dem jetzt vor, indem zwei wichtige parlamentarische Themen pro Jahr an Bürgerräte gegeben werden. Außerdem könnte es zu einer Verfassungsänderung kommen, um Bürgerräte von unten initiierbar zu machen. Das heißt, dass mit einer gewissen Unterschriftenzahl ein Thema auf die Tagesordnung des Bürgerrats kommen kann. Wenn Sie mich fragen, brauchen wir das auch auf Bundesebene, um genau dem vorzubeugen. Dass die Politik nämlich versucht, um die wirklich heißen Themen herumzukommen. 

Das Gespräch führte Ben Krischke.

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Tomas Poth | Di., 11. April 2023 - 16:25

Da bin ich doch eher skeptisch, diese werden doch voraussichtlich von den Parteien unterwandert und okkupiert.

Mehr direkte Beteiligung durch Volksabstimmungen, Beispiel Schweiz!

Stefan Forbrig | Di., 11. April 2023 - 17:49

Antwort auf von Tomas Poth

… auf russisch "совет, советник". Eingedeutscht "Der Sowiet".
Das gab es lange Jahre in Russland und in der DDR war es die Partei, die alles entschieden hat.
Da möchten die Gesellen wieder hin, weil es so schön ist. NGOs bestimmen dann die Zusammensetzung und setzen den Souverän solange unter Druck, bis nachgegeben wird. Das erleben wir bei der Klimasekte und bei der "Umwelthilfe", die z.B. jedes Jahr ohne Sinn und Verstand das Tempolimit wieder hervorkramen, bis die Politik irgendwann nachgibt.
Wir gehen Superzeiten entgegen.

Ich bin absolut gegen Bürgerräte. Hört sich sehr demokratisch an, ist aber das ganze Gegenteil davon. Wir sollten ohne wenn und aber genau das machen, was die Schweiz macht: Das ist Demokratie.

Stefan Jarzombek | Di., 11. April 2023 - 17:00

Wie immer kommen solche Einsichten fast zu spät. Es wird sich in Berlin derart an die Macht geklammert, sowie mit Taschenspielertricks geltendes Recht ausgehebelt, dass es tatsächlich dem Dümmsten langsam komisch vorkommt, wie die deutsche Politprominenz zum einen über rechtens gewählte Staatsoberhäupter, beispielsweise Victor Orban,urteilen,jedoch offenbar selbst keinen Deut besser sind.
Hierzulande regieren mittlerweile Einschüchterung und Angst seit die Ampelparteien sich scheinbar den Staat zur Beute gemacht haben.
Mit Demokratie hat das Verhalten der Machthabenden in Deutschland für viele Bürger nichts mehr zu tun.
Es wird im schlimmsten Fall sogar noch dazu kommen, dass gar keiner mehr wählen geht und die Aspiranten im Bundestag sich gegenseitig ihre Stimme geben und sowas dem Bürger dann auch noch als demokratisch verkaufen.
Obendrein sind die Qualität ihrer politischen Arbeit und Leistungen 1000x schlimmer als unter Frau Merkel. Darüber sollte auch mal nachgedacht werden.

Ich denke darüber nach …..Aber Herr Jarzombek, ist Merkel nicht die, der Politik den entscheidenden Drall verpasst hat mit ihrer „Alternativlosigkeit“ alle aber auch wirklich alle Entscheidungen undemokratisch begründet hat? Alternativlos ist nichts, weder im Leben noch in der Politik ! Es gibt immer eine Alternative…. die mag mit unter schmerzhaft, unschön, unpopulär sein. Aber auch hilfreich u.a. für das Land wie z.B. die Agenda 2010 die letztendlich die SPD nur hat „ mitregieren“ lassen. In verschiedensten Punkten nachbesserungswürdig, aber prinzipiell richtig zum damaligen Zeitpunkt.
Und die Verdieste Merkels ? Letztendlich die CDU soweit „erneuert“ und nach links/grün gerückt und sukzessive entkernt, dass aus der CDU nur noch eine blasse substanzlose Hülle, an der Spitze mit einem Politrentner, übrig geblieben ist.
Merkel hat D nicht regiert, ehr schlecht als recht verwaltet.
Wenn Sie meinen, diese z.Zt. regierende Koalition ist 1000 x schlechter, stimmt !
M f G a d E Republik

Ronald Lehmann | Di., 11. April 2023 - 17:24

Ihr Befürchtungen lieber Herr Krischke sind mehr als berechtigt & wie bei 100% aller Themen der letzten 30 Jahre (€, EU & Brüssel, juristische Rahmenbedingungen, Flüchtlingspolitik, Corona, Energiepolitik, Kirchenpolitik) produziert der Wähler mit seinen Wahlzettel die Makulatur-Tapete für die Fassade, während die wahre Macht ihre Fäden weiter spinnt, Maßnahmen zu ihren Wohle & Kontrolle/Sicherheit ergreift & ihre Ernte ins Zielgebiet bringt.

Ich möchte nicht wissen, wieviel staatlich geprüfte Vereinsmitglieder in den Startlöchern stehen, um das Kurs-Thema zu bestimmen.

Wie nach 1990 zur Wende tauchen wie von Zauberhand die Ratten mit Engelsmasken an den runden Tischen auf & auf einmal gehörten sie schon immer der Opposition an, obwohl vorneweg nie gesehen oder gehört (mit einem "wenn & aber wie heutzutage).

Und wenn ich jetzt schon das Wort EXPERTE höre, dann sträuben sich schon jetzt meine Haare zu Berge & das Hauptproblem bleibt bestehen, denn das Ergebnis wird im Keller kreiert

ist das Versprechen Jesu Christi: "Ich bin bei euch, bis an's Ende aller Tage."
Nur darauf können wir unsere Hoffnung setzen.

Ich stimme Ihnen zu: N i c h t s wird sich in der Politik zum Besseren wenden.
Zwischen Regierung und Volk liegen nicht Gräben, sondern ganze W e l t e n!
Und die "Ratten mit Engelsmasken" sterben keineswegs aus, sondern vermehren sich rasant. Mit den raffinierten Mitteln der modernen Welt ist es noch viel einfacher als je zuvor, die Menschen zu manipulieren und zu drangsalieren. Es kommt nur darauf an, auf welcher Seite man sich als Mensch befindet: Auf der Seite der Machthaber, Profiteure, skrupellosen Absahner o. auf derjenigen der Schwachen, Ausgenutzten, Verfolgten.
Jeder muß sich entscheiden, wo er auf dieser ERDE bleiben u. letzlich enden will. Sie ist u. bleibt das Gegenteil des Gartens Eden, den Gott als Heimat für uns Menschen vorgesehen hatte. Dafür sorgt Gottes gefallener Engel Luzifer.
Die Umstände ändern sich, die Menschheit als Ganze nie!

für all die warmen, Hoffnung bringenden, humorvollen & ehrlichen Worte wie Gedanken -& G.-gänge & Kommentare, die ein Labsal & Batterie aufladend für mich persönlich (fmp.) auf meinem Lebensweg hier sind.
Danke & Gottes Vertrauen euch allen.

@ Herr Bühler - Chapeau für ihre 3 Kommentare ?

@ Frank - Es ging mir ebenso. Die Sauberkeit & Farbenpracht. Bis zur Grenze mit dem Zug alles grau in grau & ab der Grenze eine Sauberkeit & Farbenpracht, die mich damals mehr als beeindruckte.
Aber wenn ich heute unsere Haltestellen sehe, dann ist der Westen fmp. im Osten wie z.B. in Breslau zu erleben.

@ Wallau, Foristen - Ja, ich würde gerne einmal mit so vielen Foristen plauschen.

Vielleicht schafft es Herr Marguier, ein Event in Berlin im Cicero zu organisieren, wo wir uns alle mal treffen könnten & ein Wort mehr & tiefsinniger kommunizieren würden als hier in den Kommentaren.

Allen alles Gute ? & Gottes Segen

und Leser des CICERO uns alle einmal - so weit möglich - in Berlin treffen sollten, begrüße ich ausdrücklich!
Ich habe schon an Herrn Johannsen geschrieben, daß ich Ihre Idee von einer Kommentatoren-Begegnung für sehr gut halte.
Es wäre schjön, wenn die CICERO-Redaktion die Organisation und Planung vor Ort übernähme, und wir reisten dann aus allen Himmelsrichtungen nach Berlin, um uns endlich einmal persönlich kennenzulernen.
Fahrt, Hotel und Unkosten vor Ort müßten wir natürlich selbst tragen, aber Herr Marguier und sein Team könnten die Örtlichkeit für das Treffen besorgen und ein
Gesprächsforum für den Gedankenaustausch schaffen. Ein zentrale Podiumsdiskussion wäre nicht schlecht.
Vielleicht greift die Redaktion diese Idee ja tatsächlich auf und realisiert sie.
Das wäre toll!

Ingo Frank | Di., 11. April 2023 - 17:34

in allen Ehren, aber es ist am Ende brotlose Kunst.
Es gibt nur eine einzige Möglichkeit die unheilvolle Allianz zwischen (den meisten) Medien und der Politik zu sprengen in dem man mit den Füßen abstimmt weil eine Stimme an der Wahlurne keinerlei Wirkung zeigt, da am Ende der Wähler tatenlos zusehen muss, wie in Hinterzimmern eine nicht passende Koalition ausgekugelt wird. So lange dem Wähler nicht übermäßig ins Portmonee gegriffen wird, wird die abartigste Koalition toleriert, aber jetzt wenn eine Zwangsenteignung am Imobilienmarkt droht, die durchgängige Stromversorgung immer teurer und immer mehr auf wackligen Füßen steht, kann’s mit der Abstimmung mit den Füßen auch einmal ganz ganz schnell gehen, und binnen eines Jahres kann das Kartenhaus in sich zusammenfallen.

Mit freundlichen Grüßen aus der Erfurter Republik

Hans Jürgen Wienroth | Di., 11. April 2023 - 17:37

Ich bin Anhänger der direkten Demokratie. Bürgerräte halte ich für eine Alibi-Veranstaltung der Frau Bas. Die Abgeordneten könnten das Ohr näher am Volk haben, wenn sie in regelmäßigem Kontakt mit den Parteimitgliedern an der Basis blieben (z. B. über Mail und WhatsApp). So bekommt man die Stimmung besser mit als in ggf. von „NGO-Experten“ gesteuerten Bürgerräten.
Bei den Berliner Volksabstimmungen (Dt. Wohnen enteignen, Klima 2030) stand kein Umsetzungskonzept dahinter. Das „Volk“ soll Blanko entscheiden. Das ist keine vernünftige Politik, das ist Roulette. Ohne Konzept darf keine Abstimmung genehmigt werden. Das hätte in Berlin 2030 z. B. autofreies Berlin für alle und deutliche (z. B. Grund-) Steuererhöhungen zum Ausbau des ÖPNV heißen können, mit entspr. Auswirkungen auf Wirtschaft und Handwerk.
Jedem Wähler müssen die Konsequenzen von den Pro- und Contra-Vertretern aufgezeigt werden. Ansonsten bleibt Politik ein Spielball großer Geldgeber und öffnet der Autokratie die Türen.

Johannes Renz | Di., 11. April 2023 - 17:54

Der Kommunismus hat auch mal als Rätedemokratie angefangen. Das Gegentei von demokratisch ist bekanntlich, wenn es demokratisch aussieht, eine Elite dabei aber alles im Griff hat.

Walter Bühler | Di., 11. April 2023 - 18:57

Die Schweizer Demokratie ist uralt, vergleichbar mit den Herrschaftsstrukturen der alten Reichs- und Hansestädte (Motto wie in Lübeck: Concordia domi foris pax). Dazu gehört der Mut zur eigenen Tradition und zum Antimodernismus (z. B. Frauenwahlrecht in Appenzell IR erst ab 1991). Hierbei hat das wahlberechtigte Volk (als reale Volksversammlung) in nahezu allen Fragen das letzte Wort, so wie auch jeder Bürger im Schrank das Gewehr aufbewahrt, um notfalls das Land verteidigen zu können.

In einer solchen Demokratie ist jedenfalls eine Volksabstimmung nichts anderes als die Ausübung der Demokratie. In der Schweizer Bundesregierung arbeitet man nicht wie bei uns nach dem Prinzip der Parteien-Konkurrenz, sondern nach der Parteien-Konkordanz. Nach meinem Eindruck fährt die Schweiz damit letztlich sehr gut und vermeidet viele unnötige Konflikte. Ich fände es toll, wenn uns Herr Frank A. Meyer darüber im Cicero einmal gründlich informieren würde.

Walter Bühler | Di., 11. April 2023 - 19:07

In unserer Demokratie haben die Berufspolitiker(=Funktionäre) die Parteien und damit die staatlichen Posten fest im Griff. Sie sehen im Volk einen gefährlichen Störenfried, ja einen psychopathischen Patienten, der therapiert und stillgestellt werden muss, bevor er politisch aktiv werden darf. Zu diesem Zweck bieten sich außerparlamentarische Firmen und Privatleute bzw. "NGO's" als Experten an, die - natürlich gegen Honarar - solche Volks-Therapien an die regierenden Parteien verkaufen. Von diesem Geschäftsmodell leben auch Frau Nierth und ihre "Experten" von "Mehr Demokratie".

Ich habe schon vor ungefähr zehn Jahren erlebt, wie ein solcher Bürgerrat zum Thema "Energieversorgung" von den "Experten", von den "Protokollanten" und von der "Redaktion" innerhalb der Gesprächsleitung ohne Rücksicht auf die tatsächlich geäußerten Meinungen zu genau dem Ergebnis verfälscht worden ist, das die Auftraggeber vorgegeben hatten. Ich halte seitdem Bürgerräte für antidemokratisch.

Werner Zillig | Di., 11. April 2023 - 19:11

Sind die Grundprobleme der direkten Demokratie bedacht, sind sie ausgeräumt? Ich wundere mich ja schon, dass unsere One-man-One-vote-Demokratie funktioniert. Alle, auch die, die keinerlei Ahnung, und die, die wenig Ahnung haben, dürfen mit gleichem Gewicht der Stimme abstimmen! Geht das denn? - Die Parteiendemokratie filtert das irgendwie raus. Ja, es geht doch.

Wer die Probleme jeder direkten Demokratie durchdenken will, muss vorher die Foren im Internet analysieren. Deren Sprache und Aggressivität. Und dann kommen die Mechanismen der Verführbarkeit dran.

Was mich konkret mal interessiert, so als Beispiel: Was sagen die direkten Demokraten zu den Problemen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks? Kommen da wirklich neue Aspekte ans Licht?

Chris Groll | Di., 11. April 2023 - 19:29

Rätedemokratie hört sich für mich sehr nach Sowjetunion an.
Sowjet ist ja auch die russische Bezeichnung für [Arbeiter-und-Soldaten-]Rat.
Na ja, lt. Honecker hält "Den Sozialismus in seinem Lauf weder Ochs noch Esel auf". Da sage ich zu einem Großteil der deutschen Bürgern jetzt nix. Habe den Eindruck, die folgen Jedem.
Da bei den Grünen sehr viel Maoisten und Kommunisten ihre Heimat haben, ist auch nichts anderes zu erwarten als diese Anpassung an diese grausame Zeit. Im Schwarzbuch des Kommunismus wird die Gesamtopferzahl dieser Verbrechen von 100 Millionen Menschen genannt.
Habe schon einmal gefragt, wer sich wohl hier in Deutschland als erstes durchsetzt. Der Kommunismus oder der Islamismus. Beide sind auf gutem Weg. Das sind führwahr rosige Aussichten.

… ich würde auf den Islam als Erstes wetten. Auf gutem Wege sind wir ja jetzt schon, in Köln ruft auch schon der Muezzin. Die DITIP hat jetzt schon mehr Einfluß auf die Politik, als uns lieb sein könnte, gepampert von gewissenlosen Gestalten wie Reker und Laschet. Und dann wird aber den woken Salonkommunisten der Hosenboden stramm gezogen und die Schwulen, LBTQ und Non Binären inklusive der Feministinnen werden die Nächsten sein, die von der Schariapolizei auf Linie gebracht werden. So wird's kommen. Und unsere woken Gestalten mit Männerdutt, im Wohlstand erschlaffte Edelmenschen, deren ganze Sorge ihrer Bio-Kost, dem Ferienhaus in der Toscana und Krötenschutzzonen gilt, werden hilflos zusehen müssen, wie sich unsere Gesellschaft ändert, und KGE freut sich drauf.

Hans-Hasso Stamer | Di., 11. April 2023 - 19:48

.... waren Ihre Einwände, Herr Krischke.

Ich glaube, hier will man sich nur Legitimation verschaffen, um der sprichwörtliche Ferne von Parlament und Bürgern argumentativ zu begegnen: "Wir haben doch die Bürgerräte." Nur: Eine weitere grüne NGO braucht kein Mensch.

"99 % der Entscheidungen werden in den Parlamenten getroffen" – da hätte ich bald einen Lachkrampf gekriegt. Alle wesentlichen Entscheidungen der letzten Jahrzehnte wurden an den Parlamenten und meist auch an den Bürgern vorbei getroffen:

Die Abschaffung der DM, die Einführung des Euro, EU statt EWG, die Bankenrettung, die Energiewende, die Abgabe nationaler Kompetenzen in Richtung Brüssel, die Schwächung des Euro und Inflation durch hemmungsloses Gelddrucken, die unbeschränkte, ungeregelte, immer noch anhaltende Massenmigration - überall wurde der Bürger nicht gefragt und das Parlament meistens auch nicht.

Aber die Propaganda hat immer geklappt.

Bürgerräte würden diesen Zustand überhaupt nicht verbessern.

Iris Thomas | Di., 11. April 2023 - 20:09

wenn 1. dieThemen nicht von der Politik vorgegeben würden und 2. die ausgearbeiteten Empfehlungen der Bürgeräte umgesetzt würden.
Für die Politiker dienen die Bürgerräte m.E. nur als Feigenblatt um zu zeigen: wir binden doch die Bürger in politische Entscheidung ein.

Gisela Hachenberg | Di., 11. April 2023 - 21:24

Und noch ‚ne NGO! Und was ein Monstrum! Sie haben, wie immer, super Fragen gestellt, lieber Herr Krischke. Die Dame kann sich winden und sagen, dass sie keiner Partei angehört. Und dass sie, die Arme, auch nicht weiß, wen sie wählen sollte. Die Grünen in SH, die sie in die Bundesversammlung entsandt haben, haben sich bestimmt etwas dabei gedacht. Vollends entlarvt hat sie sich m. E., wie sie sich über den Volksentscheid in Berlin geäußert hat. Hinweis auf Pariser Klimaabkommen etc. Und dann spricht sie noch über eine „Überforderung der Bevölkerung“. Der Bürgerrat hätte vorher Aufklärung machen können… ja super, Frau Nierth, ich kann mir vorstellen, wie sie die Bevölkerung „beraten“ hätten. „Bürgerräte“ brauchen wir sowas? Volksabstimmung, wie in der Schweiz ok. Aber das fürchten unsere Politiker, vor allem die Ampelhampel. Bürgerräte nein, brauchen wir nicht. Da blickt hinterher kein normaler Mensch mehr durch. Gut gemacht, Herr Krischke!

Jens Böhme | Mi., 12. April 2023 - 00:02

Bürgerräte, Sowjets, Arbeiter- und Soldatenräte, Klimaräte, Naturschutzräte, Räterepubliken, Familienräte... Die Neuerfindung verbrauchter und letztlich gefährlicher Einrichtungen sind weitere Sargnägel der westlichen Freiheit und Demokratie.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 12. April 2023 - 06:09

Sie mögen ja gute Absichten haben Frau Nierth, doch am Ende entscheiden Politiker in den Parlamenten, was Sie diskutieren dürfen, ob und ggfls. wie ihre Ergebnisse in die politischen Entscheidungsprozesse miteinbezogen werden oder eben nicht. Und wenn es nicht passt, sind diese Räte "plötzlich" von "Rechten" unterwandert und diese Räte finden sich schnell in der verfassungsfeindlichen Wundertüte wieder. Und auch in diesen Räten werden sich parteipolitisch gelenkte Mitglieder und der Verfassungsschutz langsam, aber sicher einschleichen und den Takt vorgeben. Ich bin deshalb genauso skeptisch wie meine Mitforisten und möchte auch an die Historie erinnern, die solche Räte bereits gespielt haben und wohin sie führten. Ich sehe nur eine Möglichkeit von mehr Bürgerbeteiligung. Direkte Volksbefragung, so wie es Herr Poth auch fmp richtig feststellt. Wir brauchen bei wirklich wichtigen Themen EU-Mitgliedschaft, Euro, Migration, NATO, WHO-Mitgliedschaft usw. ein Grundrecht der Volksbefragung.

Ferdinand Schulze | Mi., 12. April 2023 - 09:20

Vielleicht ist es Zufall, dass ich den Artikel über Nudging gerade zuvor gelesen habe, der geht mir nun nicht so schnell aus dem Kopf. Wenn ich schon "NGO" höre oder lese, werde ich zutiefst misstrauisch. Die Bürgerräte bekommen also ein Thema vorgegeben, das vermutlich nicht Migration, Ukraine-Krieg oder Energiesicherheit heißt, sondern irgendetwas im Sinne der Regierenden oder etwas aus Nebenschauplätzen. Warum sollte ich als möglicherweise zufällig (?) Ausgeloster dort teilnehmen, wenn das Ergebnis nur "zur Kenntnis genommen" wird? Arbeit für den Papierkorb kenne ich zur Genüge aus meinem ehemaligen Arbeitsalltag. Gleichzeitig sind Parlamente dabei oder haben es schon vollzogen, ihre Wahlperiode zu verlängern, damit ich noch weniger Möglichkeiten zur Abstimmung habe, von einer Beschränkung der Wiederwahlmöglichkeit ist in Parlamenten und den meisten Ämtern überhaupt keine Rede mehr. So gesehen sind Bürgerräte für mich eine weitere Form des Nudging.

Sabine Lehmann | Mi., 12. April 2023 - 09:57

Gott bewahre! Direkte Demokratie? Mit Volksentscheid? Partizipierende Demokratie in Deutschland? Eher geht ein Kamel, oder besser eine ganze Kamel Herde, durchs sprichwörtliche Nadelöhr! Im Land der Raketenwürmer, das Vordenker Land, betreutes Denken schon lange vor dem Vorruhestand, wer möchte solche Bequemlichkeiten denn aufgeben? Really? Selber denken, selber entscheiden? Da käme der Deutsche so auf’s Ungewohnte, geht gar nicht. Und was passiert mit den ganzen Erziehungs- und Haltungsjournalisten? Wären ja dann arbeitslos!? Und die vielen verbeamteten Aktivisten in B3 Besoldung, wer soll die nehmen und alimentieren? So viele Kita-Plätze gibt‘s ja gar nicht!
Und die grüne Khmer? Wohin damit, wohin mit ihrer Verbotsdoktrin, mit ihren Allmachtsphantasien? In die Geschlossene? Sorry, schon mal die Krankenhausreform gelesen? Wird eng.
Also bitte, keine Science-Fiction Gespräche mehr hier im Cicero bitte! How dare you? Volksabstimmungen in Deutschland….. als wär‘ heute der 1.April.

Romuald Veselic | Mi., 12. April 2023 - 10:44

Z: "...wo sich das Parlament auf Bürgerräte beruft und politische Entscheidungsprozesse insgesamt einhergehen mit direkter Demokratie."

Ach ja? Und wie entstehen diese Bürgerräte/Sowjets? Wird im Telefonbuch nachgeschlagen? Wie werden darin die Bevölkerungsschichten und die arbeitende Bevölkerung repräsentiert?

Für mich sind Bürgerräte nur eine andere Form vom Lobby-Aktivismus. Das Wort Aktivist assoziiere ich sehr negativ bis feindlich. Sie vorgehen sehr selektiv. Die NGOs, als nicht gewählte Orgs, versuchen sich in die Macht Systeme durch Geld/Interessenfinanzierung hinein schleichen.

So gesehen, ist auch Putin ein Aktivist, der aktiv die Ukraine vernichten will.

Ich selbst lehne die Heiligsprechung von Wärmepumpen ab, die zum sexuellen Fetisch der Grünen mutiert sind. Ich lehne die Politik der D-Grünen m Wärmepumpen-Bob u Annalena der Kakophonischen grundsätzlich ab.
Dies ist mein Beitrag zu direkter Demokratie.
Soviel zum Thema Bürgerräte. ?

Werner Kahn | Mi., 12. April 2023 - 17:47

In Deutschland wird nicht regiert, nicht integriert, nicht modernisiert, nicht digitalisiert …. in Deutschland wird gescholzt, gefaesert, gebaerbockt, gehabeckt, gegendert, gelindnert, geheilt, gepaust, geözdemirt, gewissingt, gelauterbacht, gelemket, gegeywitzt, und natürlich gesteinmeiert !
Den Irrsinn, der sich etabliert, ernst zu nehmen und diskussionsfähig zu machen, ....eben das ist doch der Irrsinn !

Marianne Bernstein | Mi., 12. April 2023 - 19:08

würden das wesentlich besser tun als ein überbezahltes Parteienparlament mit unterbezahlten Bürgern, die dann mal kurz Demokratie spielen sollen.
Stärkt den Wahlkreisabgeordneten und drängt die Parteien zurück, das wäre der bessere Weg.