Kurz & bündig

- Jährlich gehen je nach Niederschlagsmenge und Bodenart etwa 400 bis 600 kg Kalziumoxid pro Hektare verloren.

- Dieser Verlust sollte optimalerweise jährlich mittels Kalk-düngung kompensiert werden – sowohl im Ackerbau als auch im Grünland.

- Kalk erhöht den pH-Wert im Boden, verbessert die Bodenstruktur und somit den Wasserhaushalt und die Tragfähigkeit des Bodens. Dadurch wird das Risiko von Bodenschäden wie Erosion vermindert.

- Praxistipp: Der Kalkgehalt im Boden kann einfach mit Hilfe einer Salzsäure-Lösung überprüft werden.

Die Kalkversorgung der Böden ist ein zentraler Punkt für erfolgreichen Acker- und Futterbau. Kalk erhöht oder stabilisiert nicht nur den pH-Wert im Boden, was die Nährstoffverfügbarkeit begünstigt, sondern erhöht auch die Bodenfruchtbarkeit und stabilisiert die Bodenstruktur. Dadurch werden Verdichtungen, Verschlämmungen und Erosion vermindert. Doch wie geht der Kalk im Boden überhaupt verloren?

Kalkverlust durch Niederschlag und Nährstoffumwandlung

«Bim Buure tüemer Kalk verbruche», sagt Marcel Schenk, Berater bei Landor. Jährlich gehen erhebliche Mengen an Kalk im Oberboden verloren, was unvermeidbar ist. Denn der Kalk im Boden wird einerseits durch pflanzliches Erntegut entzogen und andererseits via Regenwasser ausgewaschen.

Durch die natürliche Mikroorganismen-Aktivität und Wurzelatmung wird CO2 gebildet, welches zusammen mit Bodenwasser zu Kohlensäure umgewandelt wird. Zudem tragen Regenwasser und sauer wirkende Dünger wie Stickstoff- und Schwefeldünger ebenfalls zur Bodenversauerung bei. Die Säuren geben dann positiv geladene Wasserstoffteilchen ab. Diese werden durch andere positiv geladene Teilchen aus dem Ton-Humus-Komplex wie Kalzium-, Magnesium-, Kalium- oder Ammonium-Ionen ausgetauscht. Somit werden diese im Ton-Humus-Komplex gebundenen Mineralstoffe herausgelöst und freigesetzt. Diese positiv geladenen Mineralstoffe (zum Beispiel Kalzium-Ionen) verbinden sich dann mit negativ geladenen Teilchen wie Karbonat (Kalk), Nitrat oder Sulfat. Wenn Regenwasser versickert, werden diese Kalk-, Nitrat- und Schwefelverbindungen in tiefere Bodenschichten verlagert. Dies führt zu unvermeidbarer Kalkauswaschung und somit zu Kalkverlust im Oberboden.

Gemäss der Tabelle «Jährlicher Kalkverlust» gehen jährlich je nach Bodenart, Nutzungsform und Niederschlagsmenge erhebliche Mengen an Kalk verloren. Deshalb sollten Kalkverluste regelmässig kompensiert werden.

[IMG 2]

Welche Funktion hat Kalk im Boden?

Kalk übernimmt mehrere Funktionen im Boden. Zum einen erhöht Kalk den pH-Wert im Boden, weil es ein basisches Produkt ist. Das wirkt sich positiv auf die Verfügbarkeit von Hauptnährstoffen wie Stickstoff, Phosphor und Kalium aus. Ausserdem unterstützt Kalk die Aktivität der Bodenlebewesen. Für die meisten Helfer im Boden, mit Ausnahme der Pilze, liegt das Wachstumsoptimum im leicht sauren bis neutralen pH-Bereich. Das gilt auch für Knöllchenbakterien. Deshalb brauchen besonders Leguminosen ein Bodenmilieu mit neutralem pH-Wert.

Ausserdem entziehen Leguminosen dem Boden grosse Mengen an Kalzium. Daher ist eine ausreichende Kalkversorgung bei Leguminosen in der Fruchtfolge zentral. Das gilt auch fürs Grasland, wobei Futterbaumischungen meistens Leguminosen enthalten. Darüber hinaus bildet das Kalzium im Kalk eine Brücke zwischen den Tonteilchen und dem Humus im Boden – den Ton-Humus-Komplex. Durch die Verbindung der Bodenteilchen wird die Krümelung und Tragfähigkeit des Bodens verbessert, was wiederum das Risiko von Verschlämmung und Erosion vermindert.

Zudem werden durch die Stabilisierung des Bodengefüges der Gasaustausch sowie die Wasserspeicherung und der Wassertransport im Boden gefördert. Kalk ist also nicht nur ein Dünger, sondern auch ein Bodenverbesserer. Er trägt nachhaltig zur Bodenfruchtbarkeit bei, fördert die Humusproduktion und erhöht die Nährstoff-Nutzungseffizienz.

[IMG 3]

Aufkalkung oder Erhaltungskalkung?

Wie viel Kalk jeweils ausgebracht werden soll, ist vom Bodentyp und dem pH-Wert im Boden abhängig. Grundsätzlich gilt: Je höher der Tongehalt im Boden ist, desto höher liegt der optimale pH-Wert. Dagegen gilt, je höher der Humusgehalt ist, desto niedriger liegt der optimale pH-Wert. Denn die organische Substanz im Boden kann Säureeinträge abpuffern und die Bodenstruktur positiv beeinflussen.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, die Kalkmenge, die jährlich durch natürliche Prozesse verloren geht, wieder zu kompensieren (siehe Tabelle). Ob der Boden einen Kalkmangel hat, kann ganz einfach mit einer Salzsäure-Lösung überprüft werden (siehe Box: «Praxis-Tipp»).

Praxis-Tipp

So kann der Kalkgehalt im Boden überprüft werden
Auf der Bodenprobe ist zwar für jede Parzelle ein pH-Wert ersichtlich. Jedoch ist es mässig repräsentativ, sich nur auf diesen Wert zu stützen. Denn die Proben werden oft einfach alle 10 Jahre genommen, während aber ein jährlicher Kalkverlust besteht. Marcel Schenk hat deshalb einen Tipp, wie der Kalkgehalt jederzeit selbst überprüft werden kann:

10-prozentige Salzsäure-Lösung
Man könne in der Drogerie oder Apotheke eine 10-prozentige Salzsäure-Lösung mischen lassen. Im Feld soll man ein wenig Erde ausgraben und die Säure drauf tröpfeln. Anschliessend muss man die Reaktion beobachten. Bei einem gut mit Kalk versorgten Boden schäumt die Salzsäure stark auf, weil die Säure mit dem Kalk reagiert und CO2 bildet. Schäumt die Salzsäure kaum oder nur wenig auf, als würde man Wasser drauftröpfeln, ist dies ein klares Zeichen, dass nur noch wenig oder kein freier Kalk mehr in dieser Bodenschicht vorhanden ist. Das wäre ein klares Indiz für die Notwendigkeit einer Aufkalkung.

In gravierenden Fällen, wenn der pH-Wert relativ niedrig ist und der Boden beim Salzsäuretest kaum oder nicht schäumt, bedarf es einer Aufkalkung. In diesem Fall sollte die grosse fehlende Kalkmenge nicht komplett in einem Durchgang ausgebracht werden. Diese sollte in mehreren Gaben über mehrere Jahre erfolgen.

Wenn der Boden ausreichend mit Kalk versorgt ist, empfiehlt Marcel Schenk, wenn möglich jährlich oder alle zwei Jahre eine Erhaltungskalkung durchzuführen. Dabei soll die jährliche Menge, die an Kalk verloren geht, wieder aufgekalkt werden. Das beträgt im Ackerbau je nach Boden etwa 500 bis 600 kg/ha CaO (Kalziumoxid) und im Futterbau etwas weniger mit 200 bis 400 kg/ha. Marcel Schenk mahnt, dass die Vernachlässigung der Kalkdüngung zu einem Teufelskreis führen kann. «Wenn die Erträge schlechter werden, dünge ich tendenziell mehr. Durch die Düngung wird aber noch mehr Säure in den Boden gebracht, wodurch noch mehr Kalk verbraucht wird.»

«Doch es bleibt keine Wirkung ohne Nebenwirkung», sagt Marcel Schenk. Kalzium ist ein Element mit grosser Wechselwirkung mit anderen Elementen. Es kann einerseits die Verfügbarkeit der Hauptnährstoffe begünstigen, andererseits kann die Verfügbarkeit von Spurenelementen schlechter werden. Deshalb sollte die Kalkung jährlich in kleineren Mengen erfolgen.

[IMG 4]

Welche Kalkprodukte sind wofür geeignet?

Auf dem Markt werden diverse Kalkdünger-Produkte angeboten. Grundsätzlich werden Kalke in der Landwirtschaft in drei Korngrössen ein-geteilt:

  • 0,2 bis 0,5 mm
  • 0,09 bis 0,2 mm
  • < 0,09 mm

Grundsätzlich gilt, je feiner ein Kalk gemahlen wird, desto höher ist die Qualität und desto schneller ist er wirksam. Dafür ist er auch umso teurer wegen des mehrmaligen Mahlens. Zudem unterscheiden sich die Kalk-Arten an den Kalziumoxid-Gehalten (CaO). Je mehr CaO ein Kalkdünger hat, desto weniger muss mengenmässig gedüngt werden. Von allen Kalkarten enthält Branntkalk mit 90 Prozent am meisten CaO. Dieser ist besonders reaktiv und eignet sich gut für den Gemüsebau oder vor Kartoffeln, wenn eine möglichst rasche Verbesserung der Bodenstruktur angestrebt wird.

Granulierte Kalke sind qualitätsmässig gleich wie Feinstkalke. Sie werden aber nach dem Mahlen wieder granuliert, damit sie mit dem Düngerstreuer ausgebracht werden können. Diese Kalkart ist deshalb am teuersten. Die Ausbringung wird anspruchsvoller, je feiner der Kalk ist. Feinstkalk mit einer Korngrösse unter 0,2 mm kann nicht mehr mit dem Düngerstreuer ausgebracht werden. Für die Ausbringung von nicht granuliertem Kalk und Ricokalk eignen sich spezielle Kalkstreuer oder alternativ auch Kompoststreuer für die gleichmässige und möglichst bodennahe Ausbringung. Dies auch in Hinblick auf die Staubentwicklung.

Dann gibt es noch Carbokalk, beziehungsweise Ricokalk, welcher als Nebenprodukt bei der Zuckerherstellung anfällt (siehe Box «Ricokalk»). Dieser Kalk ist universell in allen Kulturen einsetzbar, schnell wirksam und relativ preisgünstig. Dafür ist die Ausbringung etwas anspruchsvoller.

[IMG 5]

Es kann jederzeit Kalk gestreut werden

Grundsätzlich kann Kalk ganzjährig ausgebracht werden und eignet sich für alle Kulturen. Am wichtigsten ist das Berücksichtigen der Befahrbarkeit des Bodens. Daher eignet sich die Ausbringung des Kalkes nach der Ernte aufs Stoppelfeld oder in eine Gründüngung besonders gut. Die Ausbringung auf gefrorenem Boden ist ebenfalls möglich, da die Auswaschungsgefahr von nicht eingearbeitetem Kalk gering ist.

Der ausgebrachte Kalk muss nicht zwingend eingearbeitet werden. Durch leichtes und flaches Einarbeiten wird aber die Umsetzung aufgrund der Durchmischung mit der Erde etwas beschleunigt. Wenn der Kalk auf das Stoppelfeld ausgebracht wird, kann er leicht eingegrubbert werden. Wird der Kalk direkt untergepflügt, besteht die Gefahr, dass er in eine zu tiefe Bodenschicht gebracht wird und nicht die gewünschte Wirkung im Oberboden zeigen kann. Daher sollte der Kalk wenn möglich nur eingegrubbert werden.

Auf Grünland kann der Kalk nach dem Schnitt ausgebracht und muss nicht zwingend eingearbeitet werden. Er wird durch den Regen eingewaschen. Die Kalkgabe kann vor oder auch nach der Gülleausbringung stattfinden. Marcel Schenk hat auch einige Kunden, die den Kalk sogar im Gülleloch mit der Gülle mischen und so zusammen aufs Feld bringen. Hier dürfen die Mengen nicht zu gross sein, damit sich der Kalk gut in der Gülle löst und nicht absetzt.

Ricokalk, die Schweizer Variante
Ricokalk (auch Carbokalk genannt) ist ein Nebenprodukt aus der Zuckerherstellung. Der Kalk kann über die Ricoter bei den beiden Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld bezogen werden.

Vorteile
- Schweizer Naturprodukt mit Kreislaufwirtschaft: Der Kalk stammt aus dem Jura und wird gebraucht, um den Rübenzuckersaft zu reinigen. Er kann anschliessend auf dem Feld verwertet werden.
- Ricokalk enthält nebst Kalzium noch weitere Nährstoffe wie Phosphor, Magnesium, Stickstoff und Schwefel.
- Gemäss Betriebsmittelliste vom FiBL ist der Kalk auch zugelassen für den biologischen Landbau.
- Universell einsetzbar und schnell wirksam im Boden.
- Günstig: 16.–/t abgeholt und 36.–/t geliefert (25 t pro LKW)

Nachteile
- Kalziumoxid-Gehalt (CaO) eher tiefer mit 30 %
- Verfügbarkeit: grundsätzlich ganzjährig aber «es het solang’s het». Sonst muss die Zuckerrübenkampagne im Herbst abgewartet werden.
- Ausbringung mit dem Düngerstreuer geht nicht. Ein Kalk- oder Kompoststreuer muss organisiert werden.
- Je nach Platzverfügbarkeit und Zeitpunkt muss Kalk am Feldrand deponiert werden.
- Höhere Maschinengewichte bei der Ausbringung, deshalb unbedingt Befahrbarkeit beachten.

Quelle: Beat Sutter, Geschäftsführer Ricoter Erdaufbereitung AG