Bericht zu Pipeline-Sprengung :
USA weisen Vorwürfe wegen Nord-Stream-Lecks zurück

Von Sofia Dreisbach, Washington
Lesezeit: 2 Min.
Gasblasen steigen vom Leck der Gasleitung Nord Stream 2 in der Nähe von Bornholm auf
Der amerikanische Journalist Seymour Hersh behauptet, die Amerikaner seien für die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich. Das Weiße Haus dementiert. Moskau sieht sich bestätigt.

Russland hat einen unbestätigten Bericht über die angebliche Sprengung der Nord-Stream­-Gasleitungen durch amerikanische Marinetaucher aufgegriffen und den Vereinigten Staaten mit „Konsequenzen“ gedroht. Der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow sagte am Donnerstag in Moskau, die Enthüllungen seien „keine Überraschung“ gewesen. Man habe angenommen, dass Amerika und einige NATO-Verbündete „in dieses abscheuliche Verbrechen verwickelt sind“.

Das Weiße Haus hatte den Bericht zuvor scharf zurückgewiesen. Er sei „völlig falsch und komplett er­funden“, äußerte eine Sprecherin am Mittwoch.

Der 85 Jahre alte amerikanische Journalist Seymour Hersh hatte am Mittwoch einen Artikel auf seiner Internetseite veröffentlicht, in dem er unter Berufung auf eine anonyme Quelle behauptet, Präsident Joe Biden habe die Sabotage der beiden Pipelines Nord Stream 1 und 2 angeordnet. Demnach haben amerikanische Marinetaucher während einer NATO-Übung im vergangenen Juni – unterstützt durch Norwegen – Sprengsätze an den Leitungen befestigt, die schließlich im September ferngezündet worden seien.

Wie die US-Regierung erklärte auch das norwegische Außenministerium am Mittwoch, der Bericht sei „falsch“. Hersh, der lange als erfahrener Investigativjournalist galt, war in den vergangenen Jahren durch die Verbreitung fragwürdiger Theorien aufgefallen.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte Washington schon zuvor die Schuld an den Explosionen gegeben; Biden hatte dies ausdrücklich zurückgewiesen. Einige westliche Länder verdächtigen Russland, hinter den Sprengungen zu stecken.

Schwedische Ermittler sprachen nach den Lecks an den Gasleitungen im November von „schwerer Sabotage“, nannten jedoch keinen Schuldigen. Deutsche Ermittler äußerten in der vergangenen Woche, es gebe bislang keine Beweise dafür, dass Russland hinter den Explosionen stecke. Dies sei „derzeit nicht belegbar“. Die Untersuchungen dauern an, Wasser- und Bodenproben werden kriminaltechnisch ausgewertet.

Explosionen hatten im September 2022 in der Nähe der dänischen Ostseeinsel Bornholm vier Lecks in die beiden Pipelines Nord Stream 1 und 2 gerissen, die von Russland nach Deutschland führen. Russland hatte Nord Stream 1 zu diesem Zeitpunkt wegen angeblicher technischer Probleme abgeschaltet. Nord Stream 2 hat bis heute keine Zulassung aus Deutschland erhalten.