Das Kreuz mit Olympia
Von FRIEDERIKE BÖGE8. Februar 2021 · Im chinesischen Chongli finden viele olympische Skiwettbewerbe statt. Die Geschichte des Ortes als Zentrum des katholischen Glaubens gerät dabei in den Hintergrund.
Beim Blick auf die kunstschneeweißen Hügel von Chongli kann man leicht den Eindruck bekommen, die Olympischen Winterspiele würden irgendwo im Nirgendwo stattfinden. An einem geschichtslosen Ort, der erst zum Leben erweckt wurde, als die chinesische Regierung eine geeignete Umgebung für ihre Olympiabewerbung suchte und als die Pekinger Mittelschicht ihre Lust am Snowboard-Fahren entdeckte. Dem ist aber nicht so.
Im und um den kleinen Ort Chongli in den Bergen nördlich der chinesischen Hauptstadt finden die Wettbewerbe im Skispringen, der Nordischen Kombination, Langlauf, Biathlon und Snowboard statt. Der Ort war einmal ein wichtiges Zentrum des katholischen Glaubens in China und ist bis heute eine Bastion der papsttreuen Untergrundkirche. Vor mehr als 180 Jahren wurde in dem scheinbar so rückständigen Nest die wahrscheinlich erste Mädchenschule in ganz Nordchina eröffnet. Nur wenige Kilometer vom olympischen Dorf in Zhangjiakou, von der Skisprunganlage und dem Biathlon-Zentrum erzählen eine überdimensioniert wirkende Kathedrale und die Grabsteine europäischer Missionare von dieser Geschichte.
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