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Wieder in der Obhut der Franziskaner: die kleine Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist Wieder in der Obhut der Franziskaner: die kleine Kirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist 

Heiliges Land: Rückkehr an die Taufstelle Jesu

Die Franziskaner der Kustodie des Heiligen Landes können an diesem Sonntag nach langer Zeit wieder das Fest der Taufe des Herrn an den Ufern des Jordan feiern, an der Stelle, an der Jesus der Überlieferung zufolge durch Johannes den Täufer getauft wurde.

Christine Seuss und Amedeo Lomonaco - Vatikanstadt

Am Ufer des Jordans im Osten Jerichos wird die Stelle verortet, an der Jesus durch Johannes den Täufer im Fluss getauft wurde. Die Franziskaner führten mindestens seit 1641 eine jährliche Pilgerfahrt an die Stelle durch, die unter dem Namen Qasr al-Yahud (Fels/Burg der Juden) bekannt ist. Doch mit dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 wurde die Stelle für Pilger und Touristen gesperrt, das 55 Hektar große Gebiet im Westjordanland wurde zu militärischem Sperrgebiet. 

Der Ort der Taufe Jesu wurde wieder den Franziskanern anvertraut
Der Ort der Taufe Jesu wurde wieder den Franziskanern anvertraut

Erst im Jahr 2000, mit der Pilgerreise von Papst Johannes Paul II. ins Heilige Land, wurde ein schmaler Zugang zur Taufstelle geschaffen, der jedoch nach der ersten Intifada wieder geschlossen wurde. In den vergangenen Jahren wurden intensive Räumungsarbeiten in dem gesamten Gebiet von Qasr al-Yahud durchgeführt. Mindestens 4000 Minen wurden mit Billigung der israelischen und palästinensischen Behörden entfernt. Die britische humanitäre Hilfsorganisation „Halo Trust“, die in dieser Art von Operationen spezialisiert ist, brachte die Räumungsarbeiten zu Ende. Und nach über 50 Jahren ist die Kirche des heiligen Johannes des Täufers wieder an die Franziskaner übergeben wurden. 

Br. Ibrahim Faltas zur Rückkehr der Franziskaner an die Taufstelle Jesu

Ein Tag der Freude und des Festes

Mit besonderer Intensität wird nun das Fest der Taufe des Herrn an diesem historischen Ort begangen werden. Am Sonntag ab 9 Uhr beginnen unter der Leitung der Kustodie des Heiligen Landes die Feierlichkeiten, an denen jedoch wegen der Corona-Pandemie nur einige Dutzend Menschen teilnehmen können. Nach der Ankunft an den Ufern des Jordan, der Prozession und der Heiligen Messe ist auch ein Pilgergang zum Berg der Versuchung geplant. 

September 2020: Qasr al-Yahud
September 2020: Qasr al-Yahud

54 Jahre lang mussten die Franziskaner auf diesen Moment warten, nun ist es so weit. Der Franziskaner Ibrahim Faltas von der Kustodie ist sich sicher, dass es sich um einen ganz besonderen Tag handeln wird, wie er am Mikrofon von Radio Vatikan betont: 

„Für uns wird es ein großes Fest und ein großer Tag sein! Ein historischer Tag für die Franziskaner, die niemals die Heiligen Stätten vergessen haben, auch wenn sie aufgrund des Krieges oder aus anderen Gründen eine von ihnen verloren haben. Und so war es auch mit der Taufstätte. Das Konvent, das hier nach dem Erwerb der Stätte im Jahr 1920 errichtet wurde, heißt Johannes der Täufer.“

Im Zug des Krieges von 1967 verloren die Franziskaner den Konvent, Touristen und Pilgern war das Betreten des militärischen Sperrgebietes untersagt. „Und nach 54 Jahren werden wir hier wieder die erste Messe feiern. Es wird für uns ein historischer Tag sein.“ Um 10 Uhr beginnt am Sonntag die Heilige Messe unter Vorsitz von Francesco Patton, dem Kustos des Heiligen Landes. Teilnehmen werden aufgrund der Pandeie jedoch nur einige wenige Gläubige, unter ihnen der Apostolische Nuntius in Jerusalem und diplomatische Vertreter Italiens, Spaniens, Belgiens und Frankreichs sowie die Franziskaner selbst, erläutert Bruder Faltas. 

Einige der gefährlichen Sprengkörper, die aus dem Gebiet entfernt wurden (Archivbild)
Einige der gefährlichen Sprengkörper, die aus dem Gebiet entfernt wurden (Archivbild)

Nach langen Jahren, in denen das Gebiet unzugänglich war, könne es nun wieder zu einem „heiligen Ort“ werden, freut sich der Franziskaner: „In der Tat wird das Konventsgebäude gesegnet werden. Wir haben es vor drei Monaten wieder erhalten. Es ist ein wunderbarer Konvent, sehr schön. Am Sonntag wird ein Tag des Festes und der Freude für die Franziskaner sein. Das Jahr 2020 war ein sehr schwieriges Jahr für alle wegen der Pandemie und vieler anderer Dinge. Aber was die Franziskaner betrifft, so können wir sagen, dass dieser Konvent und das Kolleg von Aleppo in unsere Obhut zurückgekehrt sind....“ 

Doch der Franziskaner verortet in den Ereignissen auch eine Relevanz für den gesamten Nahen Osten: „Für den Nahen Osten bedeutet diese Rückkehr, dass wir die Hoffnung nie verlieren dürfen. Niemand hätte gedacht, dass dieser Konvent in unsere Obhut zurückkehren könnte. Für viele war das ein Ding der Unmöglichkeit. Wir hegen immer die Hoffnung, das Vertrauen, dass alles zur Normalität zurückkehren kann. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Heiligen Land Frieden erleben werden...“

(vatican news)

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09. Januar 2021, 11:00