Turnverein 1873 e. V. Hausen - Historie des Vereins

1861 - 1918

In der Mitte des 19. Jahrhunderts gründeten sich rund um die Stadt Hanau, in der 1848 der Deutsche Turnerbund ins Leben gerufen wurde, etliche Turnvereine und folgten damit einem Trend dieser Zeit. Dem wollten auch einige Männer in Hausen nicht nachstehen und gründeten am 16. April 1861 ebenfalls einen Turnverein. Es ist belegt, dass der TV Hausen zu dieser Zeit 22 Mitglieder umfasste, die alle dem Berufsstand „Handwerker“ angehörten. 1866 wurde der noch junge Verein jedoch verboten - wie es hieß „wegen der demokratischen Gesinnung“. Das genaue Datum der Wiedergründung im Jahre 1873 kann nicht verlässlich belegt werden.

Über die Männer der ersten Stunde ist kaum etwas bekannt, namentlich sind nur Jakob Keller und Johann Scheurich als Gründer genannt. Das aktive Vereinsleben dürfte damals aus regelmäßig abgehaltenen Turnstunden und aus der Durchführung von gesellschaftlichen Veranstaltungen, z. B. Weihnachtsfeiern, bestanden haben. Im Jahre 1885 hat der TV Hausen ein Gauturnfest ausgerichtet. Am 8. Mai 1898 fand, im Rahmen des 25jährigen Bestehens, zudem das Gau-Anturnen in Hausen statt. Ein bedeutender Meilenstein im Vereinsleben stellt der Übertritt in den Arbeiterturnerbund im Jahre 1907 dar, ein politisches Statement mit weitreichenden Folgen.

1918 - 1933

Während des ersten Weltkrieges dürfte das Vereinsleben nicht komplett geruht haben, ab 1919 gab es einen vollen Terminkalender mit Turnfestteilnahmen und vielem mehr. Auch sportlich ging es weiter aufwärts. So nahm eine Delegation des TV Hausen z. B. vom 22. bis 25. Juli 1922 am ersten Deutschen Arbeiter- Turn- und Sportfest in Leipzig teil und zeigte gemeinsam mit 16.000 anderen Turnern ihre Freiübungen auf dem dortigen Festplatz. Mehr zum ersten Deutschen Arbeiter- Turn- und Sportfest ist hier nachzulesen.

1923 feierte der TV Hausen sein 50jähriges Bestehen. Zwei Jahre später nahmen Sportler des Vereins an den Vorproben zur ersten Internationalen Arbeiter-Olympiade 1925 in Frankfurt teil. In einer entsprechenden Urkunde wird der Verein als „Freie Turnerschaft Hausen“ bezeichnet, ein Indiz dafür, dass der TV Hausen Teil der Arbeitersportbewegung und deren freiheitlichen Zielen geworden war. Protokolliert ist bezüglich der Olympiade, dass der Verein diese „zu 100 Prozent“ besucht hat. Zu dieser Zeit waren die Leichtathleten der 4x100 Meter-Staffel (Georg Ott, Nikolaus Keller, Peter Keller und Servatius Bernardus) aufgrund ihrer sportlichen Leistungen weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt. Im Jahr 1926 begann der Turnverein mit dem Bau einer Turnhalle und erwarb Grund und Boden von mehreren hundert Quadratmetern. Im gleichen Jahr beschloss der Verein die Gründung einer Fußballabteilung. 1929 besuchte eine große Delegation das zweite Deutsche Arbeiter- Turn- und Sportfest in Nürnberg. 1931 fand die zweite Arbeiter-Olympiade in Wien statt, von der den Daheimgebliebenen über große Erfolge berichtet werden konnte. Servatius Bernardus und Peter Döbert gehörten zur deutschen Mannschaft und auch zur damaligen Weltspitze der Arbeiter-Leichtathletik. Eine weitere große Leistung des Vereins vor der Auflösung durch die Nationalsozialisten war der Bau einer Sportplatzanlage mit einer 400 Meter-Laufbahn. Diese wurde im Juni 1932 mit zwei Festtagen eingeweiht, ein Glanzpunkt in der Geschichte des Vereins und der Gemeinde Hausen.

1933 - 1945

Am 8. Juni 1933 wurde der TV Hausen von den Nationalsozialisten aufgelöst und enteignet. Es muss davon ausgegangen werden, dass von da an bis 1945 kein aktives Vereinsleben mehr stattfand. Da nicht alle Vereine der Gemeinde Hausen verboten wurden, fanden viele TV-Sportler anderswo eine neue Heimat. Die 1926 erbaute Turnhalle wurde vom damaligen nationalsozialistischen Bürgermeister an NS-Jugendorganisationen vermietet und das TV-Gelände auf den Volksstaat Hessen umgeschrieben.

1945 - 1953

Bereits Ende 1945 begann das sportliche Vereinsleben in Hausen unter dem Dach einer „Sportgemeinschaft Hausen“. 1947 beschlossen dann ca. 60 Mitglieder den Turnverein wiederzubeleben. Nachdem das Hessische Justizministerium den Antrag auf Wiedergründung genehmigt hatte, wurde der Turnverein 1873 e. V. Hausen am 30. Mai 1949 neu im Vereinsregister eingetragen. In den 1950er Jahren waren die Leichtathleten des TV Hausen weiter erfolgreich - allerdings nur in wenigen Disziplinen, z.B. in Sprint- und Staffelläufen. 1949 wurde eine Handballabteilung gegründet, die jedoch nur zwei Jahre bestand. 1951 wurde der Beschluss gefasst, erneut eine Fußballabteilung zu gründen. Den großen symbolischen Schlusspunkt der Nachkriegsjahre bildete das zusammen mit der TGS Hausen ausgerichtete Gauturnfest 1953, in dessen Verlauf die neue Vereinsfahne eingeweiht werden konnte. Zur Fahnenweihe gratulierten u.a. die Ortsvereine in Hausen und der Landessportbund mit Fahnenbändern. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen.

1953 bis heute

In den kommenden Jahren sorgten die Turner für zahlreiche Siege auf Gau- und Landesebene. Der größte Erfolg war zweifellos die Deutsche Meisterschaft 1955 von Gerhard Hofmann im Deutschen Zwölfkampf. Dieser und viele andere Erfolge im Bereich Turnen sorgten in den 1960er Jahren für einen großen Zuspruch, insbesondere beim Kinder- und Jugendturnen. In dieser Zeit machten auch die Fußballer mit zwei Meisterschaften auf sich aufmerksam. Einen großen Stellenwert nahmen die Jubiläumsfeste in den Jahren 1963, 1973 und 1998 ein. Hierbei zeigte sich der Verein den zahlreichen Gästen von seiner besten Seite. Am 15. April 1976 gründete der TV Hausen mit 166 Gründungsmitgliedern seine Abteilung Tennis, es entstanden zwei Tennisplätze. Abteilungsleiter der ersten Stunde war Leons Becker. Die Tennisspielerinnen und -spieler nahmen von da an regelmäßig an Medenrunden, Stadt- und Vereinsmeisterschaften teil. Die erzielten sportlichen Erfolge und Aufstiege in höherklassige Ligen blieben nicht aus. Darüber hinaus wurde 1983 in unzähligen Arbeitsstunden ein eigenes Vereinsheim gebaut, die „Tennishütte“. Währenddessen stiegen die TV-Fußballer im Meisterjahr 1979 in die Bezirksliga Offenbach auf, die höchste Spielklasse, in der der TV Hausen jemals spielte.

Seit dem 01. Juli 2011 ergänzt die Abteilung Tanzsport das sportliche Angebot des TV Hausen. Gut 250 Mitglieder nutzen die vielfältigen Trainingsangebote, an denen bereits ab einem Alter von drei Jahren teilgenommen werden kann, und nehmen sehr erfolgreich an nationalen und internationalen Meisterschaften teil. Dabei sprangen in den vergangenen Jahren mehrere Europameistertitel und Meisterschaften für die Wettkampfgruppen heraus.